Judith Köhler erhält den Felix-Koßmann-Preis in Anerkennung besonderer Verdienste um die humane Betreuung von Kranken
„Was fehlt Ihnen zum beruflichen Glück?“ Diese Frage richtete Laudator Dr. Rolf Dillschneider an Preisträgerin Judith Köhler und eine Antwort war schnell gegeben: „Mehr Zeit – um Ideen zu entwickeln und diese auch umsetzen zu können.“ Zeit und Herzblut hat sie reichlich investiert in ihre Arbeit, die Arbeit mit und an schwerkranken und sterbenden Patienten und deren Angehörigen, auf Station und mit den Palliative-Care-Schülern.
Jeder, der sie trifft, mit ihr arbeitet und mit ihr spricht, der merkt: Sie meint es so. Sie liebt und sie lebt diese Arbeit und fühlt sich glücklich, „wenn ich spüre, dass unsere Arbeit eine Stütze ist.“ Das ist sie – und nicht nur für die, die direkt mit ihr zusammenarbeiten, sondern für die ganze Gesellschaft. Und das war Grund genug für die Jury des Felix-Koßmann-Preises 2011, sie auszuzeichnen. „Mit diesem Preis soll beispielhaftes Verhalten von Personen ausgezeichnet werden, die sich durch besonders humane Betreuung von Kranken verdient gemacht haben“, steht im Statut des Preises, der den Namen des ehemaligen ärztlichen Direktors des Heiliggeist-Krankenhauses in Saarbrücken.
„Besonders humanes Verhalten gegenüber Patienten ist das hieraus ableitbare Credo des Felix-Koßmann-Preises“, sagte der Vorsitzende des preisverleihenden Kuratoriums, Dr. Rolf Schneider, in seiner Eröffnungsrede. „Zuwendung zum Mitmenschen und Sorge für ihn sind nicht allein eine Frage sozialrechtlicher Ansprüche. Es geht hierbei auch um ein Existenzrecht. Die Zuwendung von Mensch zu Mensch bleibt entscheidend für eine humane Welt.“ Das Kuratorium als auch die Gesellschafter des stiftenden Unternehmens Ursapharm seien der vollen Überzeugung, dass die in diesem Jahr ausgewählten Preisträger diesem Credo voll und ganz entsprechen.
Es muss irgendwann auf dem Weg zu einem Notfall-Patienten gewesen sein, als sich Krankenschwester Judith Köhler zum ersten Mal die Frage stellte, ob das, was sie da tut, richtig ist. „Ich musste – wie immer – schnell reagieren und dann ging mir durch den Kopf: Ich weiß ja gar nicht, wie es dem Patienten tatsächlich geht, was er eigentlich möchte und ob das, was ich da tue, wirklich gut für ihn ist. In dieser Zeit habe ich meine Arbeit auf der Intensivstation sehr oft und sehr nachhaltig hinterfragt“, erzählt Judith Köhler.
Die Lösung für ihre Fragen kam für die examinierte Krankenschwester in Form eines Projektes am ehemaligen St. Michaelkrankenhaus in Völklingen. Dort begann im Jahr 1991 nach und nach die Implementierung einer Palliativstation zur ganzheitlichen Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen, wo Judith Köhler beschäftigt war. „Die Verantwortlichen haben mich gefragt, ob ich mitmachen möchte – und so war ich von Anfang an am Aufbau der Palliativstation beteiligt.“ Intensives Arbeiten mit wenigen Patienten, deren ganzheitliche Wahrnehmung, enger Kontakt mit den Angehörigen – das war der persönliche Anspruch, der Judith Köhler in ihrem täglichen Arbeiten wichtig war. „Dieser Bereich füllt mich ganz und gar aus und um diesen Patienten und deren Angehörigen eine kompetente Begleiterin sein zu können, war es für mich wichtig, meine Kenntnisse und Fähigkeiten durch Teilnahme an Fortbildungen stets zu erweitern und zu aktualisieren“, erklärt die 43-Jährige. Die Aufgabe der Pflegenden einer Palliativstation liegt vor allem darin, Schmerzen und körperliche Beschwerden der Betroffenen zu lindern. Das Ziel ist es, die Lebensqualität in dieser letzten Lebensphase zu verbessern und möglichst lange zu erhalten.
2005 wechselte Judith Köhler in die Caritasklinik St. Theresia und übernahm dort die pflegerische Leitung der Palliativstation. Neben dieser Tätigkeit war sie Mitglied im Qualitätszirkel Palliative Care im cts-Trägerverbund und ab diesem Zeitpunkt auch als Dozentin in der Fachweiterbildung Onkologie, Schmerz und Palliativmedizin und zu den sonstigen Fort und Weiterbildungen in diesem Fachbereichen tätig.
In diesen vier Jahren nahm die Aufgabenfülle zu und eine berufliche Umorientierung stand an. „Das spezialisierte Wissen in der Betreuung von Schwerstkranken und Sterbenden muss allen an der Versorgung Beteiligten zugänglich gemacht werden“ – dieser Grundsatz führte dann auch zur Entscheidung, eine Stelle als Palliative-Care-Trainerin im cts-Schulzentrum St. Hildegard anzunehmen und hauptberuflich in der Weiterbildung zu arbeiten. „Ein besonderes Anliegen ist es mir, bereits in der Grundausbildung die Thematik zu implementieren, die Auszubildende für den Umgang mit dem Sterbenden zu sensibilisieren und Angst abzubauen“, sagt Judith Köhler.
Um selbst nicht den Bezug zur Praxis zu verlieren, arbeitet Judith Köhler weiterhin fünf bis sechs Tage im Monat auf der Palliativstation der Caritasklinik St. Theresia. „Dies ist mir wichtig, da ich den Bezug zur Praxis nicht missen möchte und ich zudem die praktischen Erfahrungen in meinen Unterricht einbeziehen kann.“
Wir freuen uns von ganzem Herzen mit Judith Köhler für diese höchst verdiente Anerkennung und gratulieren ihr ganz herzlich!
Text: Renate Iffland
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